Und dann ist er plötzlich da. Ganz unscheinbar und ohne Champagner. Monatelang arbeitet man auf genau diesen Tag hin. Aus rohen Skizzen entstehen Ideen, im Studio werden aus den Ideen Songs gemacht. Aus schwarz/weiss wird plötzlich farbig.
Wenn die Musik im Kasten ist und die letzten Mix-Anpassungen der Vergangenheit angehören, dann geht es vermeintlich erst recht los.
Die Presse-Abteilung will Inhalte sehen, Content auf Neudeutsch. Aus dem Musiker wird nun ein Fotograf, ein Videofilmer. Bewaffnet mit Kamera und Stativ zieht man durch die Lande.
Der Selbstauslöser ist dabei dein bester Freund. Nach nicht mehr enden wollenden Nachtschichten – der Tag gehört doch Frau und Kind und manchmal dem Teilzeitjob – ist auch das geschafft.
Das Resultat – in Form von schönen Fotos und netten Videos – sehe ich als Investition in die eigene Retrospektive.
Am Kaminfeuer sitzend, werde ich so in zwanzig Jahren immerhin in hochauflösenden Erinnerungen schwelgen können.
Die Sozialen Medien wollen nun mit genau eben diesem Content gefüttert werden. Ist die Geschichte gut und der Content offenbar zeitvertreibend, dann wird man mit Likes belohnt. Oder eben nicht.
Die Halbwertszeit von Social Media Beiträgen ist SEHR kurz. Deswegen wird von Profis geraten, dass der Content ständig fliessen muss.
Dies alles hat mit dem eigentlichen Schreiben von Musik nichts mehr zu tun, doch es gehört halt irgendwie dazu.
Denn am Ende des Tages – und da darf man auch ruhig mal ehrlich sein – möchte jeder Musiker seine Musik unter die Leute bringen. Scheiben verkaufen. Und sei es auch nur bloss, um damit die Herstellungskosten wieder reinzuholen. Gerade oder besonders in diesen herausfordernden Covid-Zeiten.

Und heute ist er nun eben da. Der Tag, an welchem man die Kontrolle abgibt. Der Tag, an welchem man vom Fahrer zum Passagier wird. Der Tag, an welchem die Songs der Öffentlichkeit übergeben werden. Und damit auch der schonungslosen Kritik ausgesetzt sind. Oder herzerwärmenden Lobhudeleien. Irgendwie fühlt man sich wie Didier Cuche am Start in Kitzbühl. Der Puls pumpt.
FRIDAY IS RELEASE DAY.

Nun wünsche ich Dir viel Freude beim Durchhören der Scheibe.

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